Euro-Einführung – warum?

Nach den letzten 5 Jahren im Allgemeinen, und dem griechischen Drama der letzten Monate im Besonderen, fragen sich bestimmt sehr viele Europäer, was ihre Regierungen eigentlich damals 1992 geritten hat, so mir nichts dir nichts sich in dieses Euro-Abenteuer zu stürzen, es habe doch alles wunderbar funktioniert.

Ganz speziell so mancher AfD-Ökonom will einem glaubhaft machen, dass das Euro-Projekt schon immer eine rein politische Veranstaltung war (und ist), und dass jeder vernünftige Ökonom von vornherein dagegen war. Warum hat man also den Euro damals 1992 einführen wollen, und ganz speziell warum waren die Deutschen dagegen, während die anderen Europäer, speziell die Franzosen, darauf mit aller Macht gedrängt haben und schließlich im Zuge der Wiedervereinigung ihren Willen bekamen (was sie vielleicht wieder bereuen)?

Wenn man die alten Artikel liest, wird das Bild der Harmonie, das durch böse Euro-Verschwörer zerstört wurde, nachhaltig erschüttert. Man lernt beispielsweise, wie in diesem sehr guten Artikel von Paul der Grauwe, dass die Ökonomenzunft im Vorfeld der Euro-Einführung keineswegs geschlossen gegen das Vorhaben war. Während die Theorie der optimalen Währungsräume gegen die Währungsunion ins Feld führten, haben die anderen auf die vielfachen Probleme der bestehenden Wechselkurssysteme verwiesen, welche die Währungsunion lösen sollte. Paul der Grauwe bezeichnet beide Lager als Mundell I und Mundell II, nach dem Nobelpreisträger und Begründer der Theorie der optimalen Währungsräume Robert Mundell, der im Laufe der Zeit wohl tatsächlich beide Ansichten mal vertreten hat.

Außer Mundel I/Mundel II gibt es allerdings noch einen weiteren Grund, warum so viele europäischen Regierungen den Euro haben wollten, während die Deutschen dagegen waren. Und zwar ging es um das wohlbekannte Trilemma des Wechselkursregimes – ein Land kann in einem internationalen Währungssystem grundsätzlich nur zwei der drei wirtschaftspolitischen Ziele Wechselkursstabilität, geldpolitische Autonomie und freie Kapitalbewegung erreichen. Schon 1979, nach nur 6 Jahren flexibler Wechselkurse im Nachgang des Bretton Woods – Zusammenbruch, haben sich die Europäer für die Wechselkursstabilität und die freie Kapitalbewegung entschieden und sich folgerichtig im sogenannten Europäisches Währungssystem organisiert, und mussten deshalb schon damals (und nicht erst heute) die geldpolitische Autonomie zum großen Teil aufgeben. Allerdings galt es nicht für die Bundesrepublik, denn diese bildete das Zentrum des EWS und konnte somit alle drei Ziele gleichzeitig erreichen, während die anderen folgen mussten. Die Bundesbank war quasi die damalige EZB, mit dem Unterschied allerdings, dass ihre Politik ausschließlich deutsche Wirtschaft im Blick hatte (was auch sonst). Von vielen wurde EWS deshalb als Deutsche Mark – Währungsgebiet bezeichnet. Die Folgen: als zum Beispiel die deutsche Wirtschaft im Zuge Wiedervereinigung boomte hat die stabilitätsorientierte Bundesbank die Zinsen erhöht, leider war aber der Rest Europas gerade in Rezession und konnte damit nichts weniger als höhere Zinsen brauchen.

Unter diesen Umständen war es wohl verständlich, dass die anderen Europäer eine Zentralbank wollten, die auch ihre Wirtschaft im Blick hätte, während die Deutschen mit dem Status quo durchaus zufrieden und es überhaupt nicht eilig hatten etwas zu verändern. Der Rest ist Geschichte.

Nun fragt sich vielleicht der eine oder der andere Leser, warum ich diese alten Geschichten überhaupt wieder aufwärme. Nun, zum einen ist es immer sinnvoll zu wissen, wie man dahin kam, wo man gerade ist. Zum anderen aber – sollte sich der Euro irgendwann wieder auflösen, und ausschließen sollte man es mittlerweile wohl kaum, werden diese alten Diskussionen wieder sehr aktuell.

Eine Antwort zu “Euro-Einführung – warum?

  1. Da haben Sie recht, dass die Interessenlage und die Beurteilung über die
    Erfolgsaussichten einer Währungsunion bei Ökonomen und Politikern sehr
    unterschiedlich waren, allerdings funktionierte das Europäische Währungssystem zu dieser Zeit auch nicht, wie die häufigen Auf- bzw. Abwertungen in den 80-ziger Jahren zeigte. Speziell 1992 explodierte das System mit dem Austritt GB. Solche Anpassungen von Wechselkursen sind bei solch unterschiedlicher Wirtschaftskraft der beteiligten Länder notwendig.
    Interne Abwertung funktioniert nicht, wie die letzten Jahre unstrittig beweisen. Deutschland lebt mit einer viel zu schwachen Währung, innerhalb
    des Union, welches für die Bevölkerung nicht unbedingt von Vorteil ist.
    Aktuelles Beispiel : deutscher „Weltrekord“ beim Leistungsbilanzüberschuss von 216 Mrd Euro. Dieses führt zu nicht nachhaltigen Verzerrungen in der Weltwirtschaft, wahrscheinlich werden diese Überschüsse verschenkt sein.
    Sehr gute Daten zum Thema z.B. bei querschüsse.de, allerdings kostenpflichtig.

    Beste Grüße Moritz

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